In der Kunst gilt die Birne wegen ihrer Süße, ihrer runden Formen und ihrer zarten Konsistenz als Symbol für die Mutter und insbesondere für Maria, die Mutter Gottes. So finden wir Birnen in zahlreichen Kirchen und sakralen Gemälden abgebildet.

Das Gemälde, das ich gewählt habe, ist von Caravaggio und zeigt die Birne zusammen mit anderen Obstsorten in einem Obstkorb. Die Früchte werden mit nahezu fotografischer Präzision beobachtet und wiedergegeben.

Das Bild ist von unglaublicher Schönheit und präsentiert zwei Besonderheiten. 

Zum einen bemerken wir bei genauerer Betrachtung, dass die Früchte, die wir hier bestaunen, nicht alle von makelloser Schönheit sind. Der Apfel hat ein Wurmloch. Nicht alle Trauben sind frisch und prall. Die dunkle Feige platz fast vor Überreife. Die Blätter sind teilweise zerfressen und vertrocknet. Das Leben kann also schön, süß und üppig sein, es hat aber auch weniger positive Seiten, daran will uns der Maler erinnern.

Aber die echte Besonderheit dieses Gemäldes ist das, was wir in dem Bild nicht sehen: Im 16. Jahrhundert, der Entstehungszeit der Canestra di frutta, sind Abbildungen ohne Menschen nämlich nahezu unbekannt. Caravaggio aber traut sich dem Publikum etwas neues zu präsentieren! Er macht die Natur zur einzigen Protagonistin seines Gemäldes. Er stellt eine Natur dar, die zwar nicht wild und ursprünglich ist (das Obst ist ordentlich in einem Korb aufgetürmt), aber auch keine Legitimation durch die Anwesenheit von Menschen mehr braucht. Sie ist wichtig genug, um künstlerisch dargestellt zu werden.

Caravaggio markiert mit diesem Gemälde den Beginn von Stillleben in der Kunst, einem Genre, das im darauffolgenden Jahrhundert sehr beliebt wird. 

(Caravaggio, Canestra di frutta (1594 -1598), Pinacoteca Ambrosiana, Milano)