Das Bild zeigt einen Bauern, der einen Teller Bohnensuppe isst, ja förmlich verschlingt. Der Mann trägt ordentliche, aber einfache und eher robuste Kleidung. Er ist so hungrig, vermutlich nach einem Tag harter Arbeit, dass er nicht einmal die Zeit gefunden hat, seinen Hut abzunehmen.

Er sitzt an einem ordentlich gedeckten Tisch, mit weißer Tischdecke. Die Speisen sind jedoch eher rustikal: eine Schüssel mit Bohnen, ein Bund Frühlingszwiebeln, Brot (ein Stück davon hält er fest in seiner Hand), ein Teller Frittata, ein Krug und ein Glas Weißwein. Dieses letze Detail verrät,  dass wir uns in einer Gaststätte befinden: Zu der Zeit besassen die einfache Leute nämlich keine kostspieligen Gläser, sondern nur Keramikbecher.

Das Licht, das durch das Fenster dringt, erleuchtet die Szene wie unter einem Scheinwerfer und hebt sie aus dem dunklen Hintergrund hervor. Unsere Aufmerksamkeit konzentriert sich so auf das Geschehen.

Der Mann ist exakt in dem Moment dargestellt, in dem er den Löffel zur Mund führt. Der Zuschauer kommt sich dabei fast vor wie ein Voyeur: Der Mann hält inne in seiner Bewegung, dreht seine Augen (nicht seinen Kopf!) zu uns und schaut leicht irritiert, fast wie ertappt, in unsere Richtung, während ein Tropfen vom Löffel wieder in die Suppe fällt.

Eine unglaublich starke, naturalistische, empathische Szene, ein absolutes Novum in dieser Zeit. Personen aus den niedrigen Sozialschichten wurden damals nur in grotesker und geringschätzender Form dargestellt. Carracci eröffnet eine völlig neue Art, auf die einfachen Leute zu blicken.  Caravaggio wird dies kurze Zeit später aufgreifen und ausweiten.

Il Mangiafagioli (der Bohnenesser), Annibale Carracci, ca. 1583-1585, Galleria di Palazzo Colonna, Roma.