Das Meisterwerk, das ich Dir heute präsentiere, ist kein Gemälde, sondern ein Fresko, ein Kunstwerk also, dass direkt auf einer Wand oder, wie in unserem Fall, an einer Decke aufgetragen wird.
Das Fresko befindet sich an der Decke der „Camera degli sposi“ (Zimmer der Brautleute), ein Saal im Castel San Giorgio in Mantua.
Der Markgraf Ludovico Gonzaga ließ um 1456 seine Burg als repräsentative Residenz ausbauen, und Andrea Mantegna wurde ca.1465 beauftragt die Camera degli sposi mit Fresken zu gestalten. Der semi-offizielle Raum wurde als Empfangssaal, Versammlungsraum der Familie und Ort von Vertragsabschlüssen (unter anderem auch Eheschließungen) genutzt, daher wahrscheinlich sein Name.
Alle vier Wände des Zimmers sind vollkommen bedeckt mit prachtvollen Fresken, die Macht und Bedeutung der Familie Gonzaga darstellen. Die Decke ist darüber hinaus ein absolutes Glanzstück illusionistischer Augenverführung.
Das Gewölbe ist plastisch gegliedert durch vermeintliche Balken und andere architektonische Elemente, die in Wahrheit nur bemalt sind. In der Mitte der Kuppel befindet sich eine Balustrade. Sie umrahmt eine runde Öffnung, die scheinbar ein Stück blauen Himmel freilegt.
Auf der Balustrade und um sie herum tummeln sich Menschen, Engelchen und Tiere. Hofdamen schauen neugierig nach unten, freche, speckige Putten turnen auf dem Gelände, klettern darauf, stecken die Köpfe durch seinen Öffnungen. Ein Blumentopf mit einem Orangenbäumchen ist mithilfe einer Stange auf der Balustrade abgestellt, droht jedoch jeden Moment hinunterzufallen, ihm entgegen reckt sich von der gegenüberliegender Seite ein Pfau.
Die Szene wirkt sehr heiter und lebendig, die Farben sind hell und brillant, die Figuren ausgearbeitet bis ins kleinste Detail (siehe z. B. den Kopfputz der Hofdamen).
Mantegna gelingt mit diesem Fresko etwas vollkommen Neuartiges. In der Malerei hatte es Vergleichbares zuvor noch nicht gegeben. Das gesamte Zimmer ist ein sehenswertes Kunststück und auf jedem Fall einen Besuch wert.